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Qualitative viszerale Osteopathie
Grundlage der qualitativen viszeralen Osteopathie ist das Verständnis der Struktur und Funktionsweise eines Organs, das Wissen über die Art und Weise, wie ein Organ bzw. ein Organsystem die jeweiligen physiologischen Aufgaben ökonomisch und elastisch verarbeiten kann.
Wie wird ein Organ aktiv und wie sieht ein zur Ruhe kommen aus? Wie drückt sich eine pathologische Situation aus? Und wie entsteht der Weg von der Physiologie zur Hyperphysiologie bis hin zur Pathologie?
Wie kann man dies in der Theorie verstehen und v.a. in der praktischen Wahrnehmung nachvollziehen und erkennen?
Von hier aus ist es oftmals nur ein kleiner Schritt, um sehr angepasste therapeutische Angebote an den Organismus zu geben und ihn damit zu unterstützen, sein inneres Gleichgewicht wieder zu finden. Je besser das Verständnis und die praktische Wahrnehmung der Situation, desto weniger bedarf es an „Techniken“.
Die qualitative viszerale Osteopathie entwickelt eine sehr präzise Innenwahrnehmung der organischen Räume, die sich verkoppelt mit seinen Funktionen und Strukturen.
In dieser Innenwahrnehmung zeigen sich belastete Organe mit bestimmten, klar beschriebenen Qualitäten, die eine Interpretation der Art und Schwere der Belastung zulassen. Wahrnehmen und Verstehen gehen damit Hand in Hand.
Eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der prä- und postnatalen formbildenden Wachstumsgeschichte, der damit verbundenen Biodynamik, Biomechanik, der damit entstandenen Relationen eines Organs, ist eine zwingende Voraussetzung hierfür.
Wichtige Themen der Ausbildung sind
- Die Entwicklung von Funktion und Struktur,
- Die Integration und das Eingebettet-Sein eines Organs in seiner Umgebung,
- Die Entwicklung und Bedeutung von Dualität innerhalb eines Organs,
- Die posturale Entwicklung und die antreibende Funktion des Organsystems hierbei,
- Die Entstehung intersystemischen Belastungs- und Kompensationsmechanismen
Gleichzeitig sind die übergeordneten Funktionen und Systeme, Regelkreise und Regulationsmechanismen, in denen sich die Organsysteme ein- und unterordnen, grundlegende Themen der Ausbildung:
- Welche Elemente/Systeme bestimmen die Haltung und was verursacht die entsprechende Haltung in den verschiedenen Systemen? Welche Rolle spielt das viszerale System hierbei?
- Das thorakoabdominale Gleichgewicht, in seiner Entwicklung, in der Diagnostik und seinen intersystemischen Pathomechanismen.
- Das Glenardsystem in seinen mechanischem, hämodynamischen und metabolen Aspekten
- Die Choreographie und Regulation des Darms, seiner Verdauungs-, Resorptions- und Ausscheidungsfunktion, anaboler und kataboler Stoffwechsel, Regulation und Dysregulation, interorganische Kommunikations- und Belastungsmöglichkeiten
- Energiehaushalt, Regulation und Dysregulation und wie funktionieren die Organe hier als Rezeptoren und Vermittler? Interne und epigenetische Ursachen der Dysregulation. Das limbische Dreieck.
- Die Gehirne des Darmes: das enterische Nervensystem, die Darmflora, das Immunsystem als 6. Sinn, und die Interaktion mit dem ZNS mit dem vegetativen Nervensystem als Vermittler. Efferenzen und Afferenzen der gut-brain axis.
- Die Organbedeutung
- Das cardio-respiratorische System
- In seiner Entwicklung, Biomechanik, Biochemie, seinen Steuerungsebenen.
- Streamline als gestaltendes Element, „helical heart“ als Grundlage der Herzdynamik und „little brain of the heart“ als intrinsische Regulation und Memorisationsebene.
- Grundlagen der Regulation und Möglichkeiten der Dysregulation. Die Wege und Ebenen der efferenten und afferenten Kommunikation zwischen Herz und Gehirn
- Das Herz als Wahrnehmungs- und hormonelles Regulationsorgan
- Der arterielle und der venöse Schenkel der Kreislaufregulation. Welche rezeptorischen Ebenen, welche Organe sind hier involviert, in der Physiologie und Pathophysiologie
- Zentrale Ebenen der Regulation des Kreislaufs, vom feedback zum feedforward, von der Homöostasie zur Allostase
- Periphere Organe, die in der Regulation des Kreislaufs involviert sind. Ihre Aufgaben hierbei, die Kommunikationswege und mögliche Störungsmöglichkeiten.
- Organ crosstalk als letzte kompensatorische Endstrecke im Zusammenspiel der Organe
- Hierarchie der Belastungen und die paradoxe Auseinandersetzung zwischen Funktion und Mechanik, bzw. zwischen verschiedenen Funktionen.
- The „arterial rule“ oder die Arterie als mögliche mechanische, metabole oder rezeptive Determinante
- Stressregulation als Überlebensmechanismen, Stress als Krankmacher, Allostase, allostatic load und Homöostasie, oder warum kommt ein Mensch in Ruhe nicht zur Ruhe?
- Grundlagen der neurohormonellen Stressachse
- Interaktion der Hormone der Stressachse mit anderen hormonellen Regulationsebenen
- Zentrale Ebenen der Stressregulation und Dysregulation
- Die epigenetischen Voraussetzungen von allostatic load
- Physische, emotionale und kognitive Interaktion und Ursachen des allostatic load. Die hierarchische Basis der neuroviszeralen Integration
- Psychosomatik und Somatopsychologie
- Die 6 Überlebensmechanismen bzw. Abwehrreaktionen und die Folgen des darin hängen-bleibens
- Wo genau, auf welchen Ebenen und Systemen bleibt der Körper auf dem Weg zur Ruhephysiologie hängen bzw.
- wie sehen präzise die unterschiedlichen Belastungen aus, die sich gegenseitig auf dem Weg zur Ruhe behindern und eine gesunde Verarbeitung der verschiedenen Belastungen unmöglich machen bzw. eine inadäquate Reaktion auf neue Belastungen verursachen bzw.
- wie sieht die sehr persönliche, individuelle, einzigartige Stresssituation meines Patienten aus.
Die qualitative viszerale Osteopathie vermittelt Wege in der Praxis, die diese komplexe Geschehen erfahrbar machen und Möglichkeiten von effizienten Behandlungsstrategien eröffnen.
Je besser uns das „Anerkennen was ist“ gelingt, desto präziser ist das therapeutische Angebot, das wir anbieten können, damit der Körper die Dysregulationen und Belastungen abbauen kann.
Die Basis hierfür geht weit über eine rein biomechanische Wahrnehmung hinaus und bedeutet ein sehr intensives, gefühltes und wissendes Verständnis von „wie fühlst du dich“